Freitag, 3. Februar 2012

Auch die Schneedecke reagiert auf die aktuelle Kälteperiode

Vor einigen Tagen kam es in der Atmosphäre über Tirol zu einer deutlich bemerkbaren Veränderung: Nachdem der bisherige Winter sehr durch atlantische Frontensysteme beeinflusst war, streckt nun ein über Osteuropa liegendes Hoch seine Fühler weit in Richtung Westen aus. Einhergehend mit dem Hochdruckeinfluss strömen sehr kalte Luftmassen in den östlichen Alpenraum ein.

 

Die heutigen Frühtemperaturen von 06:00 Uhr zeichnen ein deutliches Bild: Alle Stationen messen kältere Temperaturen als -10°C, der Durchschnitt bewegt sich zwischen -15°C und -20°C. Das Temperaturminimum in unserem Stationsnetz hat die Station Leutasch mit ca. -26°C aufgezeichnet.

 

Lufttemperaturen vom 03.02.2012, 06:00 Uhr. Klirrende Kälte in ganz Tirol. (Daten: LWD Tirol und Partner, Visualisierung: Kartographie Wien)

 

Der Höhepunkt der Kältewelle ist jedoch noch nicht überschritten. Das Minimum der Lufttemperatur wird für Samstag und Sonntag erwartet. Die aktuellen Temperaturvorhersagen liegen zudem einiges unter dem 30-jährigen klimatologischen Mittel ....

 

 

Vorhersage der Lufttemperaturen für die nächsten Tage. Es bleibt zumindest bis zur Mitte der nächsten Woche mit relativ großer Sicherheit sehr kalt. (Quelle: www.wetterzentrale.de)

 

Kalte Luftmassen können an sich viel weniger Wasserdampf transportieren als wärmere Luft, dementsprechend fallen Niederschläge bei kalten Atmosphärenbedingungen eher gering aus.

 

Bestimmend für die derzeitigen „Schneefälle" ist die vorhandene hohe relative Luftfeuchtigkeit in den tieferen Luftschichten. Besonders aus der hochnebelartigen Bewölkung rieseln immer wieder feine Eiskristalle. Auch dabei ist sogenannter „Wildschnee" = sehr leichter Neuschnee.

 

Feine Eiskristalle spiegeln sich in der Luft. (Foto vom 31.01.2012, Pirchkogel)

 

Besonders zu beachten ist derzeit auch die Bildung von Oberflächenreif. Die kalten Temperaturen und die vorhandene Luftfeuchte begünstigen den Aufbau der kleinen Eisplättchen an der Schneeoberfläche. An sich ist dieser, solange er an der Oberfläche liegt, ungefährlich und schön anzuschauen - kritisch wird es erst dann, wenn er von Neuschnee oder Triebschnee überdeckt wird. Die eingeschneiten Eisplättchen bilden dann eine ideale Schwachschicht für Schneebrettlawinen. Es bleibt einem also nicht erspart in die Schneedecke zu graben um nach etwaigem Oberflächenreif Ausschau zu halten.

 

Die derzeit vorherrschende Windrichtung ist primär Nordost bis Ost, die Windstärken allgemein gering. Deswegen sind die frischen Triebschneepakete nicht allzu groß und nur kleinräumig zu stören.

 

Kleinräumig ausgelöstes Schneebrett. (Foto vom 01.02.2012, Fieberbrunn)

 

Noch ein weiterer Effekt ist eine unmittelbare Folge der Kälteperiode: Es wird an der Schneeoberfläche zu einer aufbauenden Umwandlung kommen (Bildung von kantigen Kristallen). Etwaige Harschdeckel werden somit angeknabbert und beginnen sich langsam aufzulösen.

 

Für diese aufbauend umgewandelten Kristalle gilt das selbe wie für den Oberflächenreif: Erst wenn Neuschnee oder Triebschnee darauf lagert kann es kritisch werden.