Samstag, 31. März 2012

Weiterhin gibt es trotz starken Windes nur wenig Gefahrenstellen

Der Wind hat ab dem 29.03. zugelegt und weht kräftig aus nördlicher Richtung.
 
 
Die wenigen Zentimeter Neuschnee, die in der Nacht des 30.03. gefallen sind wurden verfrachtet. Hochalpin haben sich kleinräumig Triebschneepakete gebildet, die leicht zu erkennen und schwer auszulösen sind.
 
Wind ist v.a. in größeren Höhen zu spüren...(Nördliche Stubaier Alpen am 29.03.2012).
 
Sämtliche Schneedeckenuntersuchungen bestätigen den in Summe günstigen Schneedeckenaufbau. Nur vereinzelt trifft man auf schwächere Profile. Einerseits ist dies in schneeärmeren und somit meist den Winter über windexponierten Standorten im schattigen, sehr steilen Gelände oberhalb etwa 2300m der Fall. Dort findet man bodennahen Schwimmschnee, der sich meist während der Kälteperiode im Februar gebildet hat.
Ein Blick in die Schneedecke an einem schneearmen Standort unterhalb des Horntaler Jochs in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto vom 29.03.2012)
 
Hier das dazugehörige Profil...
 
 
In den Regionen entlang des Alpenhauptkammes findet man oberhalb etwa 2500m im schattigen Steilgelände sowie auf den Gletschern in flachen Bereichen und in den Expositionen W über N bis O ebenso bodennahen Schwimmschnee. Dieser stammt durchwegs von den Schneefällen Mitte September und Anfang Oktober. Durch die meist kompakte Schneeauflage wird diese Schwachschicht erst spät im Frühjahr als Gleitfläche für Schneebrettlawinen zum Tragen kommen. Nicht selten beobachtet man, dass der Schwimmschnee mit Schmelzformen durchwachsen ist, was in Summe als positiv zu werten ist.
 
Profilstandort am Lisener Ferner, Nördliche Stubaier Alpen (Foto vom 29.03.2012)
 
Hier das dazugehörige Profil...
 
 
In tiefen und mittleren Höhenlagen sowie allgemein in sehr steilen besonnten Hängen wird die Schneedecke zunehmend feucht. Über Nacht hat sich bis auf eine Ausnahme (Es war die Nacht vom 29.03. auf den 30.03.) ein tragfähiger Harschdeckel gebildet.
 
Anhand der Oberflächentemperatur lässt sich gut die Bildung eines Harschdeckels nachvollziehen. Am 30.03. in der Früh ist die Schneedecke durch nächtliche Wolken feucht, am 31.03. in der Früh wegen der sternenklaren Nacht bockhart gefroren
 
Gute Ausstrahlung vom 28.03. auf den 29.03. führten zur Bildung eines tragfähigen Harschdeckels. Firn ließ wegen des Wolkenaufzugs am Vormittag in großen Höhen etwas auf sich warten...
 
Hier ein passendes Profil für sonnenexponierte Hänge während der Morgenstunden...
 

Der Nigg-Effekt...

Dabei handelt es sich um ein kleinräumiges, heimtückisches Phänomen, bei dem sich vermehrt im Frühwinter sowie Frühjahr in kammnahen, meist hohen und hochalpinen, schattigen Bereichen Oberflächenreif bildet (Gefahrenmuster 8). Der Nigg-Effekt dürfte vergangenen Sonntag, dem 25.03. für vereinzelte Lawinenabgänge verantwortlich gewesen sein. Unterhalb des Hohen Rads in der Silvretta löste damals eine Gruppe von Experten ein Schneebrett aus. Es passierte nichts. Drei spontane Lawinenabgänge auf engem Raum bei unterem Foto deuten ebenso auf eingeschneiten Oberflächenreif hin...
 
Kurzfristig ein Thema; kammnaher, eingeschneiter Oberflächenreif unterhalb der Alpeiner Knotenspitze in den Nördlichen Stubaier Alpen; Lawinen vom 25.03. (Foto: 29.03.2012)
 
Um den 28.03. konnte neuerlich in den Stubaier Alpen der Nigg-Effekt beobachtet werden. Durch den starken Wind aus nördlicher Richtung wurde der anfangs flächig vorhandene Oberflächenreif jedoch verfrachtet und sollte deshalb derzeit keine ernst zu nehmende Gleitfläche für hochalpine, frische Triebschneepakete sein.
 
Man erkennt im Vordergrund die glitzernden Oberflächenreifkristalle, ebenso die durch Windeinfluss frisch entstandenen Windgangeln unterhalb des Rinnennieder in den Stubaier Alpen (Nord, 2870m) Foto: 29.03.2012
 
Da nun wieder die Zeit für häufigeres Auftreten des Nigg-Effekts angebrochen ist, bitten wir um Rückmeldungen über solche Beobachtungen. Wir geben die Infos dann umgehend im Lagebericht und Blog weiter! Infos am besten via mail an lawine@tirol.gv.at. Herzlichen Dank im Voraus!

Dienstag, 27. März 2012

Nahezu perfekte Bedingungen - vereinzelte Gefahrenstellen im extrem steilen, schattigen und schneearmen Gelände oberhalb etwa 2400m; einzelne Gleitschneelawinen

Die trockene Luftmasse führt dazu, dass die Schneedecke auch am Nachmittag nicht allzu massiv durchnässt wird. Die Lawinengefahr steigt deshalb im Tagesverlauf nur leicht an.
 
 
Häufig trifft man somit in sehr steilen, südexponierten Hängen sowie in tiefen (noch nicht ausgeaperten Lagen) perfekten Firn an, während man in mittleren und hohen Lagen in den Expositionen W über N bis O v.a. in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes teilweise noch mit Bruchharsch kämpfen muss. Im sehr steilen, schattigen Gelände oberhalb etwa 2400m gibt es hingegen häufig noch Pulverschnee.
 
Die Schneedecke ist in Summe sehr gut aufgebaut. Dies bestätigt u.a. ein Felssturz in den Westlichen Nordalpen. Durch dessen enormen Impuls wurde die Schneedecke von den Felsmassen zwar mitgeschoben, eine seitliche Bruchfortpflanzung innerhalb der Schneedecke erfolgte jedoch nicht, weil in dieser Höhenlage Schwachschichten schlichtweg fehlen.
 
Der gewaltige Felssturz vom 23.02.2012 unterhalb der Hochwand (Westliche Nordalpen) (Foto: 24.02.2012)
 
Beim sehr günstigen Schneedeckenaufbau gibt es eine Einschränkung: Im sehr steilen schattigen Gelände oberhalb etwa 2400m findet man an schneearmen Stellen, die den Winter über wenig befahren wurden eine bodennahe Schicht aus kantigen Kristallen bzw. Schwimmschnee, die von Wintersportlern vereinzelt gestört werden kann. Dies war am 25.03. der Fall, als im Bereich der Hohen Warte (Tuxer Alpen) ein Schneebrett fernausgelöst wurde. Die Lawinenauslösung wurde dadurch begünstigt, dass am 25.03. die Schneedecke durch diffuse Strahlung (auch nordseitig) oberflächig angefeuchtet und somit etwas geschwächt wurde.
 
Negativlawine (Niemand wurde erfasst) im Bereich der Hohen Warte, Wildlahnertal (Tuxer Alpen) vom 25.03.2012 (Foto: 26.03.2012)
 
Derzeit eine seltene Erscheinung: Bodennaher Schwimmschnee durch geringe Schneemächtigkeit aufgrund viel Windexposition (Lawinenanriss Hohe Warte) Foto: 26.03.2012
 
Ansonsten findet man noch bodennahen Schwimmschnee vom Frühwinter im Nordsektor oberhalb etwa 2500m sowie in den Sektoren W über N bis O auf den Gletschern in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes. Diese Schwachschicht sollte aufgrund der meist sehr mächtigen und kompakten Schneeauflage derzeit nicht zu stören sein.

Freitag, 23. März 2012

Gleitschneelawinen sind wieder etwas häufiger zu beobachten, ebenso Wechtenbrüche

Am 23.03. war ein Tag, an dem Gleitschneelawinen wieder häufiger beobachtet werden konnten. Dies hängt unmittelbar mit der nun wieder zunehmenden Durchnässung der Schneedecke zusammen. Hohe Lufttemperaturen, intensive Strahlung, zunehmende Luftfeuchtigkeit und wenig Wind sind die dafür verantwortlichen Parameter.
 
Rofan, am 23.03.2012
 
Karwendel, am 23.03.2012
 
Nordkette, am 23.03.2012
 
...abgangsbereit (Rofan, am 23.03.2012)
 
...teilweise abgegangen und weiter abgangsbereit (Rofan, am 23.03.2012
 
Ebenso steigt die Wahrscheinlichkeit von Wechtenbrüchen in stark besonnten Bereichen etwas an. Diese können mitunter Nassschneelawinen (vornehmlich nasse Lockerschneelawinen im extrem steilen, besonnten Gelände) auslösen.
 
Tonnenschwere Schneemassen hängen mitunter labil an Bergflanken

Frischer Triebschnee als ein lokales, kurzfristiges Problem

Föhn, der in dieser Form nicht vorhersagbar war, hat einigen Pulverschneeenthusiasten ab dem 20.03. einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dies traf v.a. entlang des Wipptals sowie in größeren Höhen unmittelbar am Alpenhauptkamm zu.

Nur in typischen Föhnschneisen wehte kurzfristig kräftiger Wind (rot: Messstation Patscherkofel)

…und hier nochmals der Windverlauf…

…am Patscherkofel…
 
…und hier auf der anderer Talseite…

…auf dem Sennjoch im Skigebiet Schlick (Stubaital)
 
Das Ergebnis war eine windbeeinflusste, kurzfristig störanfällige Schneedecke mit wenigen, allerdings immer gut ausgegangenen Lawinenabgängen. Unterhalb der Tulfeinalm (Tuxer Alpen) konnte sich eine total verschüttete Person im weichen Lawinenschnee selbst befreien und blieb unverletzt. Gefahrenmuster: kalter, lockerer Neuschnee und Wind.
Meist blieb der Neuschnee jedoch in schattigen Hängen locker. Es gab und gibt also immer noch Pulverschnee. Inzwischen wurde der Schnee in sonnenbeschienenen Hängen jedoch wieder durchfeuchtet. Während klarer Nächte bildete sich nun wieder vermehrt ein tragfähiger Harschdeckel (zumindest in den neuschneeärmeren Regionen in tiefen und mittleren Höhenlagen sowie in sehr steilen, besonnten Hängen in größeren Höhen).

Einige Impressionen der letzten Tage…

Zum Teil kräftiger Wind in der Höhe (Silvretta, am 20.03.2012)

Wind vereinzelt noch am 22.03. (Zillertaler Alpen, am 22.03.2012)

eine zum Teil windbeeinflusste Schneedecke

Fernauslösung im Bereich des Rosenjochs (Tuxer Alpen) am 20.03.2012)

Frischer Triebschnee mitunter leicht zu stören (Jamtal, am 21.03.2012)

In windberuhigten Bereichen vereinzelte Lockerschneelawinen (Gerstinger Joch, Kitzbüheler Alpen am 22.03.2012)

…vereinzelt gehen auch noch Gleitschneelawinen ab (Nordkette am 22.03.2012)

Ansonsten vielerorts immer noch super Pulverschnee…

…am Weg zur Steindlspitze (Zillertaler Alpen) am 22.03.2012

…mancherorts kämpft man mit Bruchharsch

Dienstag, 20. März 2012

Bis zu 50cm Neuschnee bei wenig Windeinfluss - kurzfristig ist mit zahlreichen Lockerschneelawinen zu rechnen

Die Kaltfront brachte in tiefen Lagen Regen, oberhalb etwa 700m Neuschnee - vermehrt in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes. Dort waren es meist zwischen 20cm und 30cm, lokal bis zu 50cm.
 
 
Da der Schnee bei wenig Windeinfluss gefallen ist, wirkt sich dieser nur geringfügig auf die Lawinengefahr aus. Mit der am 20.03. zu erwartenden Sonneneinstrahlung und Tageserwärmung rechnen wir allerdings aus extrem steilen, vornehmlich besonnten Hängen mit dem vermehrten Abgang Lockerschneelawinen. Es ist nicht damit zu rechnen, dass die Zusatzbelastung der Lockerschneelawinen die kompakte Altschneedecke stören wird.
 
Gut zu erkennen: Anfangs Südföhn, dann Eindringen der Kaltfront mit Neuschneefall und nachlassendem Wind, nun reißt es auf.
 
Freuen wir uns kurzfristig auf den tollen Pulverschnee! Demnächst gibt es auch wieder traumhaften Firn (anfangs in neuschneeärmeren Regionen, dann auch entlang des Alpenhauptkammes)!

Sonntag, 18. März 2012

Wind und sinkende Temperaturen sowie Wolkenaufzug in Osttirol verlangsamen die Durchfeuchtung der Schneedecke


Wind wirkt sich heute positiv auf die Schneedecke aus, weil Wind die Schneeoberfläche kühlt und somit diese langsamer durchfeuchtet wird.
 
 
Nach dem gestrigen Wolkenaufzug am Nachmittag war die Nacht vom 17.03. auf den 18.03. sternenklar. Die Schneedecke konnte sich wieder sehr gut verfestigen. Dies erkennt man u.a. an den Schneeoberflächentemperaturen unserer Wetterstationen.
 

Samstag, 17. März 2012

Durchfeuchtung schreitet nur langsam voran

Wenn leichter Wind, so wie in den letzten Tagen, die warme, aber sehr trockene Luft über die Schneeoberfläche streicht, wird diese zwar bis zum Schmelzpunkt erwärmt, aber durch die Verdunstungs- bzw. Sublimationskühlung hält sich die Durchfeuchtung in Grenzen. Der durch die nächtliche Ausstrahlung entstehende Schmelzharschdeckel bleibt fast überall den ganzen Tag über tragfähig und es bildet sich immer wieder ein Firnspiegel (siehe Blogeintrag vom 15.3.). Nur in steilen Sonnenhängen unterhalb etwa 2000 m wird die Schneedecke durchwegs feucht und ab den späten Vormittagsstunden "bricht man durch".
 
Nur an stark besonnten Steilhängen tiefer und mittlerer Höhenlagen ist die Schneedecke durchwegs feucht (Profil aus dem Zillertal vom 16.3.2012)
 
Die Wahrscheinlichkeit für den Abgang von Gleitschneelawinen nimmt dadurch zumindest in den erwähnten Expositionen zu.
 
Ein kleiner Riss in der Schneedecke zeigt, dass diese nach unten kriecht und kündigt die Bildung eines Gleitschneemaules an. (Steiler Südhang auf ca. 1800 m; aufgenommen am 16.3.2012)
 
Gleitschneelawinen wird man kurzfristig wieder häufiger beobachten können (Tuxer Alpen, 16.03.2012)
 
Nichtsdestotrotz, nasse Lockerschneelawinen bleiben eher selten und Schneebrettlawinen sind mangels Schwachschichten fast auszuschließen (außer in hochalpinen Schattenhängen). Mit der angekündigten, leichten Wetterverschlechterung und der v.a. im Süden geringen nächtlichen Ausstrahlung wird die Gefahr am Sonntag zunehmen. Nicht zuletzt aufgrund der nach wie vor großen Schneemengen können Lockerschnee- und Gleitschneelawinen auch größer werden.
 
Es liegt nach wie vor überdurchschnittlich viel Schnee. Der Pfeil markiert ein eingeschneites Almgebäude der Kaunzalm nordöstlich des Kellerjochs (Bild vom 16.3.2012).
 

Donnerstag, 15. März 2012

Firn und Pulver


Firn und Pulver - beide Schneearten kann man momentan genießen. In den Regionen, in denen am 5.3. nur wenig Schnee gefallen ist - also vor allem in den Nordalpen, konnte sich bereits in den letzten Tagen ein tragfähiger Harschdeckel ausbilden, der tagsüber durch die warmen Temperaturen und den ungetrübten Sonnenschein aufgeweicht wird und so klassischer ″Skifahrer-Firn″ entsteht. Spätestens seit heute findet man diese tollen Schneeverhältnisse aber auch in den Regionen, in denen der Schneefall des 5.3. etwas üppiger ausgefallen ist (z.B. am Alpenhauptkamm). Südseitig übrigens bis über 3000 m hinauf! In steilen, windberuhigten Schattenlagen über ca. 2500 m liegt außerdem nach wie vor ausgezeichneter Pulverschnee.
 
Perfekte Firnverhältnisse auf allen sonnenbeschienenen Hängen unterhalb von ca. 3000 m. (Abfahrt vom Stupfari Köpfl, 15.03.2012)
 
Die von skifahrenden Sonnenliebhabern umgangssprachlich ″Firn″ genannte Schneeart ist - streng genommen - sogenannter Sulzschnee, der durch wiederholtes Schmelzen und Gefrieren der obersten Zentimeter der Schneedecke entsteht. Hochoffiziell wird in der Glaziologie nur Altschnee, der zumindest einen Sommer überdauert hat, als Firn bezeichnet. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und trockener Luft bildet sich trotz intensiver Sonnenstrahlung häufig eine dünne Eisschicht über dem Sulzschnee, die allerdings den Abfahrtsgenuss nicht trübt. Sie reflektiert ihrerseits das Sonnenlicht fast wie ein Spiegel und wird daher bezeichnenderweise ″Firnspiegel″ genannt.
 
Firnspiegel im hinteren Pitztal (13.3.2012)
 
Firn (oder besser Sulzschnee), Firnspiegel und Pulverschnee (in steilen, hochgelegenen Schattenhängen) sollten uns Dank des Hochdruckwetters zumindest bis inklusive Samstag erhalten bleiben. Mit einer völlig durchnässten Schneedecke und einer Häufung von Nassschneelawinen ist aufgrund der Trockenheit bis dahin trotz der hohen Temperaturen nicht zu rechnen.

Freitag, 9. März 2012

Meist günstige Tourenverhältnisse: frische Triebschneepakete beachten; Lockerschnee-und vereinzelt Gleitschneelawinen

Zur Zeit herrschen mehrheitlich günstige Bedingungen. Am 05.03., 06.03. und 08.03. hat es auf den Bergen geschneit. Es haben sich v.a. in höheren Lagen frische Triebschneeansammlungen gebildet. Diese sind mitunter leicht zu stören, allgemein jedoch gut zu erkennen. Aus felsdurchsetztem Gelände werden mit der Sonneneinstrahlung vermehrt Lockerschneelawinen zu beobachten sein. Gleitschneelawinen sind seltener, bleiben aber ein Thema...
 
 
Neuschnee in Tirol...
 
Die Schneedecke ist meist kompakt, garniert mit Pulverschnee, der sonnseitig in tiefen und mittleren Lagen rasch durchfeuchtet wird. Granatspitze, Osttiroler Tauern (07.03.2012)
 
Stöttltörl, Westliche Nordalpen (07.03.2012)
 
Gleitschneerisse weiterhin beachten!
 
Abgangsbereit...

Nachtrag zur Lawine in Hochfügen vom 04.03.2012

Wir haben uns selbst ein Bild von der Lawine in Hochfügen gemacht und möchten dies zum Anlass nehmen, nochmals auf die spezielle Problematik der Lawinenvorhersage im (beginnenden) Frühjahr einzugehen: Ganz gewiss ein harter Job für Lawinenkommissionsmitglieder!
 
Durch die zunehmende Durchfeuchtung bzw. Durchnässung der Schneedecke steigt die Gefahr von Gleitschneelawinen sowie nassen Lockerschneelawinen an. (Klassische Schneebretter gingen in letzter Zeit aufgrund der meist fehlenden Schwachschichten nur in Ausnahmefällen - nämlich bei massiver Durchnässung - ab).
 
Die Lawine in Hochfügen löste sich als relativ kleine Gleitschneelawine, die die gesamte, bis zum Boden durchnässte Schneedecke mitriss, sich deutlich verbreiterte und dabei die Straße verschüttete.
 
Die Lawine von Hochfügen im Überblick (Foto vom 07.03.2012)
 
Nach dem Unglück brachte eine Kaltfront Niederschlag bei sinkenden Temperaturen.
 
Daten der Wetterstation Sonntagsköpfl oberhalb von Hochfügen der vergangenen Woche
 
An der Schneeoberfläche bildete sich ein Harschdeckel, der von etwas Neuschnee überdeckt wurde. Unter dem Harschdeckel blieb die Schneedecke im Bodenbereich weiterhin feucht bzw. nass. Die kälteren Temperaturen und der dadurch bedingte fehlende zusätzliche Wassereintrag führten zwar dazu, dass Gleitschneelawinen seltener auftraten als zwischen dem 29.02. und 04.03., jedoch weiterhin beobachtet werden konnten. Meldungen kamen u.a. am 06.03. aus dem Valser Tal.
 
Am 07.03. wurden wir in Hochfügen selbst Zeuge einer weiteren Gleitschneelawine im Anrissgebiet der ersten Lawine vom 04.03. Diese Lawine drang nicht allzu weit vor und gefährdete somit niemanden. Der Abgangszeitpunkt der zweiten Lawine traf zwar mit einem Temperaturanstieg zusammen, dennoch gab es keinen weiteren Feuchtigkeitseintrag in die Schneedecke, weil die Luft sehr trocken war. Aufgrund der Wetterstationsdaten hätte man am 07.03. bei der an sich kompakten Schneedecke nicht auf einer höhere Abgangsbereitschaft schließen können! Es bleibt also dabei: Gleitschneelawinen sind praktisch nicht vorherzusehen! Einzig die zunehmende Durchnässung sowie die vermehrte Bewegung bei Gleitschneemäulern sind ein Indiz für deren erhöhte Abgangswahrscheinlichkeit. Sprengmaßnahmen helfen übrigens bei dieser Situation nichts. Dies bestätigten auch die vergeblichen Sprengungen der Hochfügener Lawinenkommission am 07.03. nachmittags.
 
Eine zweite Gleitschneelawine (rechter, oberer Bildteil) löste sich am 07.03. gegen 15:00 Uhr. Die Lawine „verhungerte" und gefährdete niemanden!