Freitag, 27. Februar 2015

Weiterhin meist noch recht günstige Verhältnisse bei zumindest schattseitig gutem Pulverschnee – Aufpassen sollte man auf frische und kürzlich gebildete Triebschneepakete, vermehrt in größeren Höhen in Kammnähe

Zurzeit (am 27.02.) überwiegen nicht die Gefahrenstellen, sondern guter Pulverschnee zum Skifahren, dies vermehrt schattseitig.
 
Tolle Pulverschneeabfahrt vom Tajatörl Richtung Drachensee in den Westlichen Nordalpen (Foto: 26.02.2015)
 
Meldungen über Lawinenabgänge sind rar und betreffen derzeit v.a. kammnahes, sehr steiles Gelände vermehrt in größeren Höhen, wo man frische Triebschneepakete stören kann. Aufgrund des in letzter Zeit ständig drehenden Windes gilt dies für alle Hangrichtungen.
 
Nicht ganz außer Acht lassen sollte man auch noch den unlängst eingeschneiten Oberflächenreif speziell in föhnbeeinflussten Gebieten. Hier sind derzeit besonders die Berge entlang des Wipptals betroffen, wo auch im schattigen, steilen Waldgrenzbereich mitunter störanfällige, meist jedoch kleine Triebschneepakete zu beachten sind.
 
Lawinenauslösung auf der Nordseite der Nockspitze auf kürzlich eingeschneitem Oberflächenreif. Skitourengeher in der Abfahrt lösten dieses Schneebrett aus. Es passierte nichts.  (Foto: 26.02.2015)
 
Anhand eines Schneeprofils aus den Zillertaler Alpen erkennt man den eingeschneiten Oberflächenreif.
 
Die Altschneedecke ist inzwischen meist recht spannungsarm. Einerseits haben sich die zwischen Krusten eingelagerten kantigen Kristalle meist ausreichend miteinander verbunden, andererseits findet man in besonnten Hängen mitunter mächtige, die Schneedecke stabilisierende Schmelzharschdeckel. Verzahnungen durch gefrorene Wassersäulen, die durch abfließendes Schmelzwasser entstanden sind, fördern zudem derzeit die Stabilisierung.
 
Zwischen den Handschuhen erkennt man oben einen dicken Schmelzharschdeckel, darunter eine Eisschicht: Abfließendes Schmelzwasser wurde dort offensichtlich an einer harten Kruste gestaut, floss ab und gefror anschließend. Grünsteinscharte (Westliche Nordalpen).
 
Gestern am 27.02. waren kurzfristig auch Lockerschneelawinen aus felsdurchsetztem, besonnten Gelände ein Thema.
 
Oberhalb der Wolken führte Strahlungseinfluss zu einer Destabilisierung des lockeren Neuschnees. Lockerschneelawinen waren die Folge, wie hier in der „Hölle" in den Mieminger Bergen, Westliche Nordalpen (Foto: 26.02.2015)
 
 
Das Bild gibt die derzeitige Situation sehr gut wieder: Meist lockerer Pulverschnee samt Lockerschneelawinen. Schöntalspitze, Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 26.02.2015)
 
Wie geht es weiter? Wir erwarten im Westen vom 27.02. auf den 28.02. ca. 15cm Neuschnee.
 
 
Der Wind dreht von Süd auf westliche Richtung und frischt auf. Morgen am Samstag, dem 28.02. überwiegen weiterhin günstige Verhältnisse. Ab Sonntag werden sich dann mit zum Teil stürmischem Wind vermehrt Triebschneepakete bilden. Diese werden allgemein im Sektor WNW über N bis ONO sowie in größeren Höhen auch in den übrigen Expositionen zu beachten sein. Als Gleitfläche wird dann die Schichtgrenze zwischen Triebschnee und überlagerten, lockeren Pulverschnee dienen. Nächste Woche soll es wechselhaft weitergehen.
 

Dienstag, 24. Februar 2015

Kleinräumige Gefahrenstellen in Form von frischen Triebschneeansammlungen

Der Wechsel aus stürmischem Föhn, nachlassendem Wind, geringem Neuschneezuwachs und neuerlich aufkommendem Wind samt etwas Neuschnee führte inzwischen zu neuen Verfrachtungen auf Tirols Bergen.
 
Diese sind allerdings meist nur kleinräumig anzutreffen, bisher am ehesten entlang der typischen Föhnschneisen im schattigen Steilgelände. Ab heute, dem 24.02. ist mit dem auf Nord drehenden und im Tagesverlauf zunehmenden Wind dann zusätzlich speziell in größeren Höhen auf frische, kammnahe, ebenso eher kleine Triebschneepakete im Südsektor zu achten. 
 
Gestern am 23.02. legte der Wind in den Föhnschneisen zu. Die wenigen cm Neuschnee vom Vortag wurden verfrachtet.
 
Windeinfluss am Lüsener Ferner (Foto: 22.02.2015)
 
Am leichtesten lassen sich derzeit frische Triebschneepakete im schattigen Steilgelände vom Waldgrenzbereich aufwärts auslösen. Dort bestand die Altschneeoberfläche mancherorts (vermehrt im Waldgrenzbereich sowie kammnah) aus einer etwas ausgeprägteren Oberflächenreifschicht. Die Verbindung von Triebschnee mit Oberflächenreif ist schlecht, die Störanfälligkeit entsprechend hoch.
 
Oberflächenreif auf ca. 1800m in den Westlichen Nordalpen am 20.02.2015
 
Frischer Triebschnee auf Oberflächenreif am Weg zum Wolfendorn (Foto: 23.02.2015)
 
Kleinräumiges Triebschneepaket, das im Aufstieg durch einen Skitourengeher im Bereich der Versingalpe im Paznauntal auf Oberflächenreif ausgelöst wurde (Anrisshöhe ca. 10-15cm, Breite: ca. 15m, Länge ca. 5m)  (Foto: 23.02.2015)

Sonntag, 22. Februar 2015

Vorsicht vor kleinräumigen Triebschneepaketen, vermehrt im kammnahen schattigen Steilgelände

Stürmischer Südwind, der inzwischen deutlich nachgelassen hat sowie einige cm Neuschnee haben sich nur kleinräumig auf die Lawinensituation ausgewirkt. Aufpassen sollte man vermehrt im schattigen, kammnahen Steilgelände. Dort haben sich teilweise frische, meist jedoch nicht allzu mächtige Triebschneepakete gebildet. Dieser Triebschnee lagert mancherorts auf Oberflächenreif und ist deshalb leicht zu stören. Mit etwas Erfahrung in der Lawinenbeurteilung lassen sich diese Gefahrenstellen jedoch leicht erkennen und dementsprechend umgehen.
  
Anhand der Wetterstation Sonntagsköpfl in den Tuxer Alpen erkennt man den stürmischen Föhn, der inzwischen deutlich nachgelassen hat. Die Schneeoberfläche war südseitig oft verharscht, sodass nicht allzu großes Verfrachtungspotenzial vorhanden war. Triebschneepakete sind deshalb meist gering mächtig. Mit Nachlassen des Föhns hat es leicht zu schneien angefangen. Es wird bei wenigen cm. Neuschnee bleiben.     

Freitag, 20. Februar 2015

Vorerst noch günstige Verhältnisse…

Allein schon die Tatsache, dass bei bestem Wetter seit dem 14.02. keine Meldungen über Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung sowohl bei uns als auch bei der Leitstelle Tirol eingegangen sind, zeigt, dass sich die Lawinensituation entspannt haben muss.
 
Dies wird zusätzlich durch unsere Stabilitätsuntersuchungen, aber auch durch die vielen Rückmeldungen unserer Beobachter sowie von engagierten Wintersportlern untermauert.
 
In besonnten, sehr steilen Hängen hat sich die Schneedecke aufgrund der intensiven Strahlung und der teilweise doch schon recht warmen Temperaturen (trotz der meist sehr trockenen Luft)  zumindest bis etwa 2800m zumindest oberflächig sehr gut verfestigt. Dies hat mit dem Wechsel aus tageszeitlicher Durchfeuchtung und nächtlicher Ausstrahlung der Schneedecke zu tun. Bei klarem Himmel strahlt die Schneedecke nämlich (ähnlich einem Ofen) viel Wärme ab, kühlt dadurch aus und gefriert an der Oberfläche. Das Ergebnis sind mehr oder weniger tragfähige Harschdeckel.
 
Dementsprechend konnte und kann man im sehr steilen besonnten Gelände bis zumindest 2500m immer wieder auch guten Firn antreffen.
 
Abfahrt vom Seejoch in den Nördlichen Stubaier Alpen bei bestem Firn (Foto: 17.02.2015)
 
Firn auch in Osttirol, wie hier bei der Abfahrt vom Platinger Habach (Foto: 18.02.2015)
 
Zusätzlich beobachtet man, dass sich die während des Winters so ausgeprägten lockeren, kantigen Schichten, die zwischen Krusten eingelagert waren, doch zunehmend auch im schattigen Gelände verbinden. Zwar sind diese Schichten weiterhin gut zu erkennen, jedoch zeigen Stabilitätsuntersuchungen, dass sich Risse kaum mehr fortpflanzen.
 
Ein typisches Bild bei Stabilitätsuntersuchungen: Am Bild erkennt man einen Schneeblock, bei dem sämtliche seitlichen Verbindungen getrennt wurden. Auf der linken Seite des Blocks wurde der Block durch Schläge auf ein Schaufelblatt belastet. Bei einem kräftigeren Schlag brach zwar ein Block bei einer Schicht aus kantigen Kristallen, jedoch pflanzte sich der Bruch nicht mehr seitlich nach rechts aus. Dies ist positiv zu sehen und weist auf die zunehmende Verbindung der kantigen Kristallen hin.
 
Einzig an schneearmen Stellen findet man immer wieder noch Nester aus Schwimmschnee. Meist haben sich in diesen Bereichen darüber gelagerte Schichten jedoch derart aufbauend umgewandelt, dass Spannungen für die Auslösung von Schneebrettern meist fehlen. Dennoch, wenn man Schneebrettlawinen auslösen kann, dann derzeit wohl am ehesten noch an solchen Stellen, wo älterer, etwas mächtigerer Triebschnee auf Schwimmschnee lagert.
 
Was die Schneequalität anlangt, so hat sich neben dem angesprochenen Firn, der Pulver deutlich zurückgezogen. Meist ist die Schneedecke schattseitig und in größeren Höhen inzwischen vom Wind geprägt.
 
Die Schneequalität hat vielerorts abgenommen. Unterwegs in der Silvretta (Foto: 18.02.2015)
 
Am Weg zur Kuhscheibe in den Nördlichen Stubaier Alpen erkennt man auch gut den Windeinfluss (Foto: 17.02.2015)
 
Wichtig zu erwähnen ist auch noch, dass sich stellenweise Oberflächenreif gebildet hat. Meist ist dieser nicht allzu ausgeprägt, was auch mit der trockenen Luft zu tun hat. Vermehrt anzutreffen ist dieser derzeit in Kammnähe (Nigg-Effekt): Wärmere Luft steigt südseitig auf, streicht über die kalte Schneeoberfläche schattseitig in Kammnähe. Dort lagert sich die Feuchtigkeit in Form von Oberflächenreif ab.
 
Nigg-Effekt auf der Nockspitze (Foto: 17.02.2015)
 
Leichter Nigg-Effekt auch im Verwall (Foto: 19.02.2015)
 
Was gibt es sonst noch zu berichten:
 
Es werden zunehmend auch sehr steile Touren unternommen, wie hier am Hochgall in Osttirol (Foto: 16.02.2015)
 
In tiefen und mittleren Höhenlagen meist unterdurchschnittliche Schneehöhe. Vorsicht vor Steinen
 
Höher gelegene Hütten haben bereits offen bzw. sperren gerade auf. Zurzeit findet man dort durchwegs gute Tourenbedingungen, wie hier z.B. auf der Jamtalhütte in der Silvretta (Foto: 19.02.2015)
 

Samstag, 14. Februar 2015

Impressionen der vergangenen Tage…

Firn, Pulver, Bruchharsch, für die Jahreszeit meist unterdurchschnittliche Schneehöhe, zunehmende Verlagerung der Gefahrenstellen von besonnten Hängen in Schattenhänge, oberer Bereich der Stufe 2 (mäßige Gefahr): So lässt sich die Situation kurz und bündig charakterisieren. Hier ein paar Fotos…
 
Nachtrag vom 16.02.: Wir wurden darüber informiert, dass die Lawine unterhalb des Kögeles nicht durch Sonneneinstrahlung, sondern durch einen Skitourengeher ausgelöst wurde. Der Skitourengeher wurde nicht erfasst. (Foto: 12.02.2015)
 
Firn im sehr steilen besonnten Gelände, Zentralosttirol (Foto: 13.02.2015)
 
Pulver in der Valluga Nord, Arlberg (Foto: 13.02.2015)
 
Windbeeinflussung im hochalpinen Gelände, wie hier am Weg zur Wildspitze (Foto: 12.02.2015)
 
Sehr steiles besonntes Gelände ist v.a. noch bei zunehmender Durchfeuchtung kritischer zu beurteilen. Lawinenauslösung Kreuzjochkogel, Nördliche Stubaier Alpen am 13.02.2015, nichts passiert
 
Lockerschneelawinen, wenig Schnee; Speikboden, Zentralosttirol (Foto: 13.02.2015)
 

Zusatzinfos zum tödlichen Lawinenunglück Engelspitze, Außerfern

Hundeführer Jörg Brejcha, war gestern auf der Lawine und hat uns mit Fotos versorgt. Es handelte sich um den bereits vermuteten Hang, in dem die Lawine von einer Person ausgelöst wurde. Obwohl wir noch keine Schneeprofile vom Anrissbereich haben, kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass es sich um ein Altschneeproblem gehandelt hat. Mit hoher Wahrscheinlichkeit dürften die Regenkrusten vom 03.01 und 10.01. bzw. die in diesen Bereich gebildeten kantigen Kristallen als primäre Gleitfläche für das Schneebrett in Frage kommen. Nach unserem Infostand wurde das Brett nach den ersten Schwüngen in den Hang ausgelöst, einem Übergangsbereich von wenig zu viel Schnee, wo mitunter vermehrt Schwimmschnee vorhanden war.

Nach einem Telefonat mit dem zuständigen Alpinpolizisten Herberg Jankovich am 14.02. in der Früh hier noch ein paar Zusatzinfos: Die 3-köpfige Tourengruppe fuhr vom Gipfel den Grat entlang abwärts und hätte eigentlich vorgehabt, über die Aufstiegsroute ins Tal zu gelangen. Die mittlere der Personen fuhr dabei kurz nach rechts in den Hang ein, um offensichtlich ein paar Schwünge zu machen und in Folge wieder zum Grat zurück zu gelangen. Dabei löste die Person das Schneebrett aus und wurde ca. 600m mitgerissen. Die Person hatte ein funktionierendes LVS-Gerät bei sich. Es waren neben Bergrettern, Alpinpolizei und Hubschraubern  3 Lawinenhundeführer im Einsatz. Die Person konnte ca. eine Stunde nach dem Lawinenabgang in kompaktem Schnee ca. 1,5m tief verschüttet aufgefunden werden.
 
Lawinenabgang Engelspitze vom 13.02.2015. Eingezeichnet ist die Lawine. Person wurde im engen Graben verschüttet.
 
Lawinenhund im Einsatz… (Foto: 13.02.2015)
 
Lawinenausmaße samt Verschüttungsstelle © ÖK
 

Freitag, 13. Februar 2015

Tödliches Lawinenunglück Engelspitze, Außerfern

Um 13:30 Uhr ging die Meldung der Leitstelle Tirol über einen Lawinenabgang unterhalb der Engelspitze im Außerfern ein. Ein Mitglied einer 3-köpfigen Skitourengruppe wurde von einem Schneebrett auf der Nordseite der Engelspitze erfasst und total verschüttet. Rettungskräften gelang es nach ca. 1 Stunde, die Person zu bergen, für die jedoch laut derzeitigen Meldungen jede Hilfe zu spät kam.

 

Von Namlos startet man die Tour auf die 2291m hohe Engelspitze, die sich über anfangs mäßig steiles Gelände, dann über den Grat sicher erreichen lässt. Die Abfahrt erfolgte laut derzeitigen Infos in den bis zu 40 Grad steilen NW-Hang, wo die Lawine ausgelöst worden ist.

 

Archivbild: Der NW-Hang der Engelspitze in dem das Schneebrett laut unseren derzeitigen Meldungen ausgelöst worden ist.

 

Im heutigen Lawinenlagebericht wiesen wir trotz allgemeinen Rückgangs auf „mäßige Gefahr“ auf diesen tendenziell noch kritischer einzustufenden Bereich hin: „Gefahrenstellen befinden sich vermehrt noch im sehr steilen schattigen Gelände vom lichten Waldgrenzbereich aufwärts bis ca. 2600m sowie in Kammnähe. Speziell im selten befahrenen, sehr steilen Gelände können dort Lawinen noch durch geringe Belastung ausgelöst werden.“

 

Weitere Details zum Lawinenunfall folgen demnächst.

 

Donnerstag, 12. Februar 2015

Frühjahrsähnliche Verhältnisse – in Summe langsamer Gefahrenrückgang, tageszeitlichen Anstieg beachten

Die vergangene Woche stand im Zeichen von zwei Neuschneeereignissen: einmal vom 05.02. auf den 06.02. in den südlichen Landesteilen, ein weiteres Mal vom 08.02. auf den 09.02. v.a. im Osten des Landes. Kalte Temperaturen und stürmischer Wind führten anschließend bei einer eher ungünstig aufgebauten Schneedecke zu einigen spontanen Lawinenabgängen, durchaus auch mittlerer Größe in allen Hangrichtungen.

 

 

 

Im Osten des Landes, wie hier in den Tuxer Alpen, schneite es vom 08.02. auf den 09.02. lokal bis etwa 50cm. Mit Ende der Niederschläge ließ der Wind nach, die Temperatur begann deutlich zu steigen.

 

Spontaner Lawinenabgang Hohe Geige, Südliche Ötztaler Alpen (Foto: 07.02.2015)

 

Interessant wurde es dann mit der deutlichen Wetterbesserung am 10.02.2015. Wie vorhergesagt führten die intensive Strahlung und die steigenden Temperaturen zu einem Anstieg der Gefahr mit vermehrter spontaner Lawinenaktivität aus besonntem

Steilgelände.

 

Spontane Lawinenabgänge oberhalb von Galtür hervorgerufen durch die Sonneneinstrahlung und Tageserwärmung am 10.02.2015

 

Am Morgen des 10.02. ist es in den Westlichen Nordalpen noch ruhig. Die Sonne konnte noch nicht wirken. (Foto: 10.02.2015)

 

Am Nachmittag des 10.02. zeigte sich dann die erste spontane Lawine aufgrund des strahlungs- und wärmebedingten Festigkeitsverlustes der Schneedecke (Foto: 10.02.2015)

 

Spontane Lawinen im Außerfern unterhalb der Zirmspitze (Foto: 11.02.2015)

 

In Osttirol war es nicht viel anders: Spontane Aktivität im Defereggental (Foto: 10.02.2015)

 

Die Sprengerfolge waren im Land unterschiedlich. Von mäßigen Erfolgen war z.B. in den Kitzbüheler Alpen sowie am Stubaier Gletscher die Rede, während in den südlichen Ötztaler Alpen sehr gute Sprengerfolge erzielt wurden.

 

Der rote Kreis symbolisiert den Detonationspunkt der Sprengladung. Die Lawine löste sich deutlich unterhalb, Obergurgl, Südliche Ötztaler Alpen (Foto: 10.02.2015)

 

Was die Schneedecke anlangt, so erkennt man bei den Profilen zwar immer noch gut die vorhandenen, möglichen Schwachschichten. Stabilitätstests zeigen allerdings immer öfters unvollständige Brüche, was prinzipiell einmal positiv zu werten ist. Allerdings gibt es immer noch „Nester von sehr schwachen Verbindungen", von denen eine Bruchfortpflanzung prinzipiell möglich erscheint. Vermehrt auszulösen an schneearmen Stellen.

 

Schneeprofil, das auf den ersten Blick nicht ideal aussieht. Stabilitätstests weisen allerdings auf eine inzwischen recht vernünftige Verbindung hin. Dies hat in diesem Fall mit Verzahnungen durch gefrorene Wasserkanäle zwischen den Schichten zu tun.

 

Am vergleichsweise ungünstigsten ist der Aufbau noch in sehr steilen Schattenhängen vom Waldgrenzbereich aufwärts bis ca. 2600m. Dies v.a. dort, wo es während der vergangenen Zeit mehr geschneit hat und der Wind nicht extrem reingefahren ist.

 

In besonnten Hängen konnte die Sonne und Wärme Positives bewirken, zumindest bis etwa 2500m hinauf. Durch den Wechsel von Wärmeeintrag, oberflächige Durchfeuchtung und Wiedergefrieren während der Nachtstunden konnte dort nach lawinenaktiven Tagen inzwischen eine gewisse Beruhigung festgestellt werden. Im Tagesverlauf heißt es allerdings weiterhin dort, wo die Schneedecke stärker durchfeuchtet wird, auf einen möglichen Festigkeitsverlust zu achten.

 

Also: Es geht langsam aufwärts. Sehr steil, nicht zu hoch, südseitig, dort wo es während der vergangenen Tage nicht zu viel geschneit hat gibt es sogar schon Firn!

 

In besonnten Bereichen, dort wo es nicht zuviel Neuschnee gab, nicht zu hoch findet man inzwischen bereits Firn, Zentralosttirol (Foto: 11.02.2015)

 

Dienstag, 10. Februar 2015

Sicherheit der WintersportlerInnen vorrangiges Ziel - Alle Informationskanäle des Lawinenwarndienstes bleiben online

"Alle Informationskanäle des Lawinenwarndienstes bleiben Online. Die endgültige Einstellung des Blogs war nie Thema.“ Das versichert Herbert Walter, Vorstand der Abteilung Zivil- und Katastrophenschutz beim Land Tirol. Die Informationen des Lawinenwarndienstes über diverse Kanäle würden zur Sicherheit der WintersportlerInnen wesentlich beitragen.

Samstag, 7. Februar 2015

Schneedeckenanalyse, Impressionen der vergangenen Tage samt kurzem Ausblick …

Lang anhaltende Kälteperioden, wie wir sie gerade erleben, haben sowohl positive als auch negative Auswirkungen, die negativen dominieren.

Einerseits beobachtet man fortschreitende aufbauende Umwandlung und dadurch einen langsamen Spannungsabbau. Besonders gut zu erkennen ist dies derzeit in den schneeärmeren Regionen und Bereichen. Dort bricht man beim Skifahren zunehmend bis zum Boden durch. In der Altschneedecke befindliche Krusten werden dünner, dazwischen vorhandene kantige Kristalle bzw. Schwimmschnee ausgeprägter. Setzungsgeräusche werden in windberuhigten Bereichen nicht mehr beobachtet. Lawinenauslösungen sind dort unwahrscheinlich.
 
Die Kälte setzt der Schneedecke zu. Man erkennt oben Pulverschnee, dann folgen dünne Krusten, dazwischen aufbauend umgewandelte Kristalle. Glorerhütte, Osttiroler Tauern (Foto: 04.02.2015)

Aufbauend umgewandelt wird zusätzlich auch die Schneeoberfläche. Das heißt, man findet dort neben kaltem Pulverschnee immer öfters auch kantige Kristalle. Zusätzlich wurde uns während der vergangenen Woche auch von Oberflächenreif, einer der kritischsten Schwachschichten in der Schnee- und Lawinenkunde, berichtet.

Gefährlich wird es überall dort, wo der zunehmende Höhenwind zu neuen Verfrachtungen führt. Triebschnee verbindet sich derzeit sehr schlecht mit dieser Altschneeoberfläche.

 
Wind verfrachtet lockeren Pulverschnee. Vorsicht vor Triebschnee in windabgewandten Steilhängen! Goisele, Zentralosttirol (Foto: 02.02.2015)

Abgesehen von oben erwähnten Gefahren durch frischen Triebschnee muss man heuer besonderes Augenmerk auch auf die Beschaffenheit der Altschneedecke richten. Dort, wo mehr Schnee liegt, können die Spannungen innerhalb der Schneedecke unverändert ausreichen, dass Lawinen im Bereich von Schwachschichten in der Altschneedecke ausgelöst werden können. Leider beobachtet man während dieses Winters eine außergewöhnliche Verbreitung möglicher Schwachschichten - auch in besonnten Hängen. Es handelt sich durchwegs um kantige Kristalle bzw. Schwimmschnee, welche zwischen Krusten eingelagert sind. Jene Schwachschichten, die in Bodennähe vorhanden sind, sollten eher nur mehr an Übergangsbereichen von wenig zu viel Schnee zu stören sein.

Man erkennt die bodennahe Schwimmschneeschicht. Stabilitätstests weisen immer noch auf eine vielerorts schlechte Verbindung hin. Dies vermehrt im schattigen, schneereicheren Steilgelände oberhalb der Waldgrenze sowie in besonnten Hängen oberhalb etwa 2300m. Im extrem steilen besonnten Gelände unterhalb etwa 2700m sollten gefrorene Wasserkanäle, die vertikal innerhalb der Schwachschichten verlaufen, zu einer beträchtlichen Stabilisierung beitragen. Somit sind beispielsweise 35° steile Südhänge mitunter leichter zu stören als 40° steile Südhänge. Zentralosttirol (Foto: 02.02.2015)

In hochalpinen Bereichen (oberhalb von etwa 3000m) sind häufig derart ausgeprägte Winddeckel in der Schneedecke eingelagert, dass Lawinenauslösungen in bodennahen Schwachschichten eher die Ausnahme darstellen sollten.

Zusätzlich zu diesen bodennahen Schwachschichten haben sich inzwischen im unmittelbaren Bereich der Regenkrusten, die sich vom 03.01. auf den 04.01. bzw. um den 10.01. gebildet haben (letztere bis meist 2600m, im Arlberggebiet bis teilweise 2800m hinauf) ebenso ausgeprägte kantige Schwachschichten gebildet, die es zudem zu beachten gilt.

Spontane Lawinen im Außerfern. Als Schwachschicht kommen mit hoher Wahrscheinlichkeit kantige Kristalle im Bereich der Regenkrusten von Anfang Jänner in Frage. (Foto: 03.02.2015)

Trotz deutlicher Abnahme von Setzungsgeräuschen und Rissbildungen während der vergangenen Zeit, die auf eine langsame Besserung der Situation hinweisen, muss ich gestehen, dass ich unverändert gerne defensiv unterwegs bin, mag heißen, Pulverschnee in nicht zu steilem, gut strukturierten Gelände zu genießen…

Defensive Routenwahl als Antwort auf den derzeitigen Schneedeckenaufbau, Goisele, Zentralosttirol (Foto: 02.02.2015)

Etwas weiter „Hinauslehnen" darf man sich derzeit wohl auch in jenem Gelände, das den gesamten Winter über ständig befahren bzw. begangen wurde. Interessant in diesem Zusammenhang z.B. auch ein Lawinenabgang letzte Woche im Gipfelniveau des Gilfert in den Tuxer Alpen. Ein Skitourengeher löste in einem sehr steilen Westhang etwas versetzt der Standardroute ein Schneebrett aus. Er konnte ausfahren und blieb unverletzt.

Hier noch ein paar Impressionen der vergangenen Woche:

Lawinenauslösung am Hinteren Grieskogel in den Nördlichen Stubaier Alpen. Die Personen entkamen der Lawine, meldeten dies aber nicht bei der Leitstelle. Der Einsatz des C1-Teams war somit umsonst. Die Lawine wurde offensichtlich in einer bodennahen Schwachschicht ausgelöst. Rechts versetzt dieser Lawine wurde Anfang der Wintersaison eine Person von einer Lawine erfasst und schwer verletzt (Foto: 31.01.2015).

Spontane Lawinen im Rofan, ev. auf Oberflächenreif? (Foto: 31.01.2015)

Ziemlich keck: Wankspitze, Westliche Nordalpen; Im Vordergrund erkennt man den Anriss einer spontanen, frischen Schneebrettlawine. Ein Bergführer, der gerade auf dem Gipfel war, riet den 3 Personen angesichts dieses offensichtlichen Gefahrenzeichens von ihrer geplanten Befahrung in Richtung Stöttlreisen dringend ab. Sie hielten an ihrem Ziel fest, lösten dann die nächste Lawine aus und hatten erst dann Einsehen. Hier war mit hoher Wahrscheinlichkeit eingeschneiter Oberflächenreif im Spiel. (Foto: 31.01.2015). Ähnliches hat sich Anfang Jänner an derselben Stelle zugetragen.

Lawinenauslösung am Kleinen Galtenberg in den Kitzbüheler Alpen. Ein Skitourengeher wurde erfasst, über felsiges Gelände mitgerissen und zog sich dabei Verletzungen zu. (Foto: 01.02.2015)

Lawinenauslösung am Kleinen Galtenberg in den Kitzbüheler Alpen. Aufstiegsspur samt Lawinenanriss (Foto: 01.02.2015)

Kammnahes Triebschneepaket, das bewusst im Bereich der Aleitenspitze ausgelöst wurde (Foto: 01.02.2015)

Ausgezeichnete Sprengerfolge im Arlberggebiet (Foto: 03.02.2015)

Wie geht es weiter: Wir nähern uns dem Gefahrenmuster „Schnee nach langer Kälteperiode" (gm.5). Dies bedeutet, dass wir mit den vorhergesagten Schneefällen samt dem folgenden Temperaturanstieg und Schönwetter kurzfristig mit erhöhter Lawinenaktivität rechnen müssen, v.a. in den niederschlagsreicheren Regionen im Osten des Landes.

Entscheidend ist dabei die tatsächliche Neuschneemenge samt der Niederschlagsintensität in Kombination mit dem vorhergesagten, zum Teil stürmischen Nordwind. Lawinen können in allen Expositionen auftreten. Vermehrt rechnen wir am Montag mit spontanen Lawinenabgängen im derzeit schneeärmeren, schattseitigen Waldgrenzbereich aufwärts sowie im kammnahen südexponierten Gelände, am Dienstag im besonnten Steilgelände.

Im südlichen Osttirol, wie hier im Bereich der Dolomitenhütte schneite es vom 05.02 auf den 06.02. bereits ca. 20cm.

Gelände, in dem bei entsprechenden Neuschneefällen v.a. im Osten des Landes vermehrt mit spontanen Lawinen zu rechnen ist: vom schattigen, sehr steilen Waldgrenzbereich aufwärts.