Donnerstag, 12. Februar 2015

Frühjahrsähnliche Verhältnisse – in Summe langsamer Gefahrenrückgang, tageszeitlichen Anstieg beachten

Die vergangene Woche stand im Zeichen von zwei Neuschneeereignissen: einmal vom 05.02. auf den 06.02. in den südlichen Landesteilen, ein weiteres Mal vom 08.02. auf den 09.02. v.a. im Osten des Landes. Kalte Temperaturen und stürmischer Wind führten anschließend bei einer eher ungünstig aufgebauten Schneedecke zu einigen spontanen Lawinenabgängen, durchaus auch mittlerer Größe in allen Hangrichtungen.

 

 

 

Im Osten des Landes, wie hier in den Tuxer Alpen, schneite es vom 08.02. auf den 09.02. lokal bis etwa 50cm. Mit Ende der Niederschläge ließ der Wind nach, die Temperatur begann deutlich zu steigen.

 

Spontaner Lawinenabgang Hohe Geige, Südliche Ötztaler Alpen (Foto: 07.02.2015)

 

Interessant wurde es dann mit der deutlichen Wetterbesserung am 10.02.2015. Wie vorhergesagt führten die intensive Strahlung und die steigenden Temperaturen zu einem Anstieg der Gefahr mit vermehrter spontaner Lawinenaktivität aus besonntem

Steilgelände.

 

Spontane Lawinenabgänge oberhalb von Galtür hervorgerufen durch die Sonneneinstrahlung und Tageserwärmung am 10.02.2015

 

Am Morgen des 10.02. ist es in den Westlichen Nordalpen noch ruhig. Die Sonne konnte noch nicht wirken. (Foto: 10.02.2015)

 

Am Nachmittag des 10.02. zeigte sich dann die erste spontane Lawine aufgrund des strahlungs- und wärmebedingten Festigkeitsverlustes der Schneedecke (Foto: 10.02.2015)

 

Spontane Lawinen im Außerfern unterhalb der Zirmspitze (Foto: 11.02.2015)

 

In Osttirol war es nicht viel anders: Spontane Aktivität im Defereggental (Foto: 10.02.2015)

 

Die Sprengerfolge waren im Land unterschiedlich. Von mäßigen Erfolgen war z.B. in den Kitzbüheler Alpen sowie am Stubaier Gletscher die Rede, während in den südlichen Ötztaler Alpen sehr gute Sprengerfolge erzielt wurden.

 

Der rote Kreis symbolisiert den Detonationspunkt der Sprengladung. Die Lawine löste sich deutlich unterhalb, Obergurgl, Südliche Ötztaler Alpen (Foto: 10.02.2015)

 

Was die Schneedecke anlangt, so erkennt man bei den Profilen zwar immer noch gut die vorhandenen, möglichen Schwachschichten. Stabilitätstests zeigen allerdings immer öfters unvollständige Brüche, was prinzipiell einmal positiv zu werten ist. Allerdings gibt es immer noch „Nester von sehr schwachen Verbindungen", von denen eine Bruchfortpflanzung prinzipiell möglich erscheint. Vermehrt auszulösen an schneearmen Stellen.

 

Schneeprofil, das auf den ersten Blick nicht ideal aussieht. Stabilitätstests weisen allerdings auf eine inzwischen recht vernünftige Verbindung hin. Dies hat in diesem Fall mit Verzahnungen durch gefrorene Wasserkanäle zwischen den Schichten zu tun.

 

Am vergleichsweise ungünstigsten ist der Aufbau noch in sehr steilen Schattenhängen vom Waldgrenzbereich aufwärts bis ca. 2600m. Dies v.a. dort, wo es während der vergangenen Zeit mehr geschneit hat und der Wind nicht extrem reingefahren ist.

 

In besonnten Hängen konnte die Sonne und Wärme Positives bewirken, zumindest bis etwa 2500m hinauf. Durch den Wechsel von Wärmeeintrag, oberflächige Durchfeuchtung und Wiedergefrieren während der Nachtstunden konnte dort nach lawinenaktiven Tagen inzwischen eine gewisse Beruhigung festgestellt werden. Im Tagesverlauf heißt es allerdings weiterhin dort, wo die Schneedecke stärker durchfeuchtet wird, auf einen möglichen Festigkeitsverlust zu achten.

 

Also: Es geht langsam aufwärts. Sehr steil, nicht zu hoch, südseitig, dort wo es während der vergangenen Tage nicht zu viel geschneit hat gibt es sogar schon Firn!

 

In besonnten Bereichen, dort wo es nicht zuviel Neuschnee gab, nicht zu hoch findet man inzwischen bereits Firn, Zentralosttirol (Foto: 11.02.2015)