Dienstag, 23. Februar 2016

Eindrücke der vergangenen Tage…

Zwischen den Abendstunden des 20.02. und des 21.02. hatten wir in Nordtirol sowie im nördlichen Osttirol eine recht lawinenaktive Zeit. Danach entspannte sich die Situation vergleichsweise sehr rasch.

Wir möchten hier – wie im vorigen Blogeintrag angekündigt – kurz die Situation mit Bildern Revue passieren lassen sowie einen Überblick über die derzeit herrschenden Verhältnisse geben.

Neuschnee, anschließender Temperaturanstieg samt Übergang in Regen und stürmischer Wind prägten das Wochenende vom 20.02. auf den 21.02.. Sturm in den Ötztaler Alpen (21.02.2016)

Viele Lawinen sind während der Nachtstunden vom 20.02. auf den 21.02. abgegangen, als es intensiv schneite bzw. regnete und stürmte. Teilweise brachen Schneebrettlawinen in bodennahen Schwachschichten, häufiger oberflächennah in Form des frischen Triebschnees. Während des 21.02. lösten sich dann vermehrt auch Lockerschneelawinen aus besonnten Hängen.

Die meisten Lawinen brachen oberflächennah: Frischer Triebschnee wurde durch den Temperaturanstieg und Regeneinfluss geschwächt. Osttiroler Tauern (Foto: 22.02.2016)

Feuchte Lockerschnee- und Schneebrettlawinen unterhalb der Hohen Munde in den Westlichen Nordalpen (Foto: 21.02.2016)

Abgang einer feuchten Schneebrettlawine im Defereggental (Foto: 21.02.2016)

Schneebrett- und Lockerschneelawinen (Bruch bis in bodennahe Schwachschichten) in den Kalkkögeln (Foto: 21.02.2016)
Schneebrettlawine mit beachtlicher Anrisshöhe am Weg zur Lampsenspitze in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto: 21.02.2016)

Schneebrettlawine mit beachtlicher Anrisshöhe an der Nordseite der Saumspitze in der Arlbergregion (Foto: 21.02.2016)

Schneebrettlawinen in den Tuxer Alpen, die auf den bekannten bodennahen Schwachschichten in der Nacht vom 20.2. auf den 21.02. abgegangen sind (Foto: 21.02.2016).

Ein ähnliches Bild im nördlichen Osttirol: Spontane Schneebrettlawinen im Bruggeralmtal (Foto: 22.02.2016)

Während des Wochenendes war auch Glück im Spiel, dass Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung relativ glimpflich ausgegangen sind.

Am Weg zum Zischgeles in den Nördlichen Stubaier Alpen wurde am 21.02. ein Italienischer Skitourengeher von einer spontanen Schneebrettlawine erfasst, die sich aus den Osthängen der Kamplschröfen löste. Er konnte sich selbständig aus der Lawine befreien, erlitt jedoch Verletzungen am Arm und wurde vom Hubschrauber in das Krankenhaus nach Hall geflogen.

Lawinenabgang Zischgeles in den Nördlichen Stubaier Alpen. 2 italienische Skitourengeher befanden sich in der Nähe des Skidepots, als die Lawine einen einzeln aufsteigenden, ebenso italienischen Skitourengeher erfasste. Der Kreis zeigt die ungefähre Verschüttungsstelle. Am vorderen Bildrand erkennt man von rechts weitere Lawinenablagerungen. Von dieser Seite löste sich eine weitere spontane Schneebrettlawine. Der Unfall passierte knapp nach 12:00 Uhr am 21.02.2016

Lawinenabgang Zischgeles vom 21.02.: Ein Foto in Richtung der zweiten spontanen Schneebrettlawine unterhalb der Kamplschröfen, welche den italienischen Skitourengeher nicht betraf. Dennoch interessant: Man erkennt den primären Lawinenanriss in Form von frischem Triebschnee, dann den Bruch in tiefere Schwachschichten. Der Polzeihubschrauber führt gerade weitere Erhebungen durch. (Foto: 22.02.2016)

Lawinenunfall Zischgeles vom 21.02.2016: Ein Profil von unserem Beobachter Lukas Ruetz zeigt eindrucksvoll die Kombination aus noch störanfälligem Triebschnee (weiche filzige Schicht) und bodennahen schwachen Schichten.


Lawinenabgang während des Aufstiegs im Nahbereich der Sommerwand in den Nördlichen Stubaier Alpen. Es wurde niemand erfasst. (Foto: 21.02.2016)

Inzwischen hat sich die Situation, wie bereits erwähnt, deutlich gebessert. In tieferen Lagen ist vor Einzug der Kaltfront noch auf Feuchtschneerutsche, in hohen und hochalpinen, vermehrt kammnahen Schattenhängen auch noch auf Triebschnee zu achten. Die Triebschneeproblematik wird sich mit den vorhergesagten Neuschneefällen samt Wind nun etwas verschärfen.

Einzig die Schneequalität lässt gerade zu wünschen übrig. Meist findet man bis etwa 2500m hinauf Bruchharsch. Allerdings wurde uns aus neuschneeärmeren Gebieten gestern bereits auch von tollem Firn aus besonnten Hängen unterhalb von 2600m berichtet.